Die stille Reise durch die Wüste
Journey, das neueste Spiel von thatgamecompany ist ein völlig neues Spielerlebnis: es gibt keinen Wettlauf gegen die Zeit, kein Feind muss in die Schranken gewiesen werden und der zu spielende Charakter muss keine Level-ups schaffen.
In einer schier endlosen, einsamen Wüste beginnt das Spiel. Der Spielcharakter kniet verloren im Sand, ringsherum keine Menschenseele. Man weiß nicht wieso man zwischen den Sanddünen sitzt oder woher man kommt. Das Ziel: vermutlich ein ehrwürdiger Berg, dessen Spitze in den Wolken verschwindet und von dem ein gleißendes Licht ausgeht, doch genau weiß man es zu anfangs noch nicht, da es im gesamten Spiel keine Spielinstruktionen gibt.
Die Reise wird alleine angefangen und in den meisten Fällen auch alleine beendet. Mit einer online-Verbindung besteht nämlich die Möglichkeit einem anderen Spieler zu begegnen, allerdings kann immer nur ein Player gleichzeitig getroffen werden, denn das Spiel soll alleine oder höchstens zu Zweit gemeistert werden. Die einzige Kommunikation zwischen Spielern ist ein Rufen, eine Art Sing-Sang, die aber keine tiefergehende Bedeutung hat bzw. der man erst gemeinsam eine Bedeutung geben muss. Eingehüllt in Roben und einer schwarzen Maske, beginnt sich der Spielcharakter also durch die Wüste zu finden und entdeckt überall Bruchstücke einer alten Zivilisation, die immer ein Stück mehr Geschichte zu erzählen versuchen. Vielleicht ein Tempel, vielleicht eine alte Stadt? Auf den Überresten findet man Runen oder Hieroglyphen, jene, die sich auch auf dem Schal an der Robe befinden. Findet man Teile des Schals, verlängert er sich, nachdem die Runen kurz aufgeleuchtet haben und ermöglichen es einem je nach Länge des Schals für einige Augenblicke zu fliegen. So geht es weiter, der Schal wird länger und irgendwann gelangt man durch unterirdische Hallen bis zum verschneiten Bergfuß. Das Ziel rückt augenscheinlich näher.
Aber was versteckt sich hinter der Story? Warum überkommt einem während des Spiels diese Melancholie, diese Trauer, wenn scheinbar lebendige Schalstücke, die kurz zuvor noch durch die Lüfte schwebten, leblos zu Boden fallen, vom Wind verweht werden und der klingende Sing-Sang verebbt? Selbst wenn das Spiel nach etwas über 2 Stunden bereits durchgespielt ist, steht man mit den Fragen noch genauso da wie am Anfang. Man kann es philosophisch betrachten: ist es eine einsame, fast archetypische Reise, vielleicht zu einem selbst? Geht es um Wiedergeburt, Vergangenheit oder um die stumme Kommunikation mit fremden Menschen? Man betritt eine fremde Welt und findet nur über kurze Zwischensequenzen etwas über eine scheinbar längst vergangene Kultur heraus. Das Spiel lädt gerade aus diesen ungeklärten Fragen immer wieder zu einem Neuanfang ein. Wer also genug von Mainstream-Spielen hat, der ist mit dem PS3 Spiel „Journey“ mehr als ausreichend bedient und kann sogar mit Freunden einige Stunden nach ein paar Runden über den Inhalt philosophieren.
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*Ayumi Haneoka*